„Widersprecht, um diesen Hass zu besiegen“

Der Musiker und Buchautor Ben Salomo sprach in Pforzheim über Judenhass in der Rapszene, der er 2018 den Rücken kehrte, und seine Erfahrungen mit Antisemitismus als Heranwachsender in Deutschland.

„Wer von Euch kennt persönlich einen Juden?“, fragt Ben Salomo am Dienstagmorgen mit dem Mikrofon in der Hand von der Bühne in das große Halbrund der jungen Zuhörer.

Ben Salomo bei einem Zoom-Meeting, unter anderem mit Pressevertretern und Politikern, in Corona-Zeiten (Screenshot)

Die haben sich ihm gegenüber weitflächig in der Sporthalle der Pforzheimer Ludwig-Erhard-Schule verteilt. Sechs Hände gehen hoch, wie Salomo zählt. Danach fordert der Redner, der sich dem Kampf gegen den Antisemitismus verschrieben hat, dass alle aufstehen, die schon einmal eine der nun von ihm vorgetragenen Legenden und Lügenmärchen über Juden gehört haben, darunter Legenden über „jüdische Brunnenvergifter“, jüdische Geldgier und daraus folgenden Reichtum oder eine angebliche „jüdische Weltverschwörung“, die mit der Bankiersfamilie der Rothschilds in Verbindung gebracht wird. Am Ende steht fast die ganze Halle – es ergibt sich eine eindrucksvolle Demonstration, wie tief die hasserfüllten Erzählungen und Legenden im kollektiven (Unter-)Bewusstsein vieler in Deutschland aufgewachsener Menschen verankert sind. „Was für ein Schwachsinn diese ganzen Erzählungen sind – dass Juden alle reich sind und mit Geld gut umgehen können“, erklärt Salomo nun, um am eigenen Beispiel zu erklären: „Ich kann so schlecht mit Geld umgehen wie viele andere auch.“

Danach fragt er: „Was denkt ihr, woher kommt dieser Antisemitismus und warum verbreiten sich Lügen und Legenden schneller als die Wahrheit?“ Immer wieder fordert er die Schüler auf, sich aktiv zu beteiligen, auch an diesem Punkt. Nun melden sich einige: „Unwissenheit“, antwortet ein Schüler etwa. Der Künstler auf der Bühne klärt nun auf: „Lügen und Gerüchte verbreiten sich deshalb schneller, weil sie unterhaltsamer sind – die Wahrheit ist langweilig und widersprüchlich.“ Zudem erzähle hier eine Mehrheit über eine Minderheit, was die Sache erleichtere. Am Ende verändere sich durch diese heute im Internet verbreiteten Lügenerzählungen die Wahrnehmung, daraufhin der Umgang mit den Betroffenen. Salomo erzählt, wie er dies am eigenen Leib in der Rapszene erlebt habe. Als Heranwachsender habe er sich zeitweise als Italiener ausgegeben, um sich nur nicht als Jude und Israeli erkennen geben zu müssen.

„Ich konnte negative Gefühle immer in der Musik verarbeiten“, erzählt Ben Salomo von seinem Werdegang, der ihn gegen Ende der 1990er-Jahre in die Hip-Hop- und Deutschrap-Szene führte. Salomo ist 1977 unter dem bürgerlichen Namen Jonathan Kalmanovich in der israelischen Stadt Rechovot geboren. Gemeinsam mit seinen Eltern zog er im Alter von drei Jahren nach Schöneberg in den Westteil des damals noch geteilten Berlins um.

Was er in der Deutschrap-Szene erlebte, darunter offen ausgedrückte Ablehnung, Beleidigungen im Internet bis hin zu körperlichen Übergriffen, hat Salomo in einem autobiographischen Buch niedergeschrieben. 2018 zog er einen Schlussstrich unter diesen Teil seines Lebens. Dass er dem Deutschrap den Rücken kehrte, begründet er mit einem dortigen „Klima des Judenhasses“. Später schlägt er einen weiteren Bogen und sagt: „Die Gesellschaft ist krank an Rassismus, Antisemitismus, und Homophobie.“ Die Deutschrap-Szene spiegele das wider, sei aber zugleich ein Verstärker, der den Hass in die Kinderzimmer bringe. Zwölfjährige seien die jüngsten Konsumenten des „Gangstarap“ genannten Musikgenres, das Salomo als besonders problematisch herausstellt. Das belegt er anhand von Musikvideos: Da erscheint eine Gruppe uniformierter junger Männer auf der Leinwand, die mit Maschinengewehren vor einem Maserati-Sportwagen posieren.

ALTERNATIVE FAKTEN KANNSTE SCHON MACHEN . . .

22.04.2019

Heute war ich beim March for Science in Frankfurt. “Die Suche nach Wahrheit ist nicht immer kompatibel mit der Suche nach gesellschaftlicher Mehrheit”, sagte Prof. Dr. Joybrato Mukherje, Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen und Vizepräsident des DAAD, bei der Kundgebung vor Beginn der Demonstration.
Gegen Rationalität und wissenschaftliche Methoden der Erkenntnisgewinnung dürften eigentlich keine ernsthaften Einwände bestehen, sollte man meinen. Aber nun hat erst die Leave-Fraktion, angeführt vom inzwischen zurückgetretenen Premierminister Boris Johnson, Großbritannien mit ziemlich dreisten Lügen in den Brexit geführt. Donald Trump, danach zum Präsidenten der USA gewählt, hatte wohl noch nie gesteigertes Interesse an einer faktenorientierten Auseinandersetzung mit der Welt.

March for Science Frankfurt 1

Da kann es nicht schaden, die Freiheit und Unabhängigkeit der Wissenschaft zu unterstützen, mehr aus Solidarität mit Klimaforschern und den Umweltschutzbehörden der USA oder Wissenschaftlern in der Türkei. In über 400 Städten weltweit sollen Menschen auf die Straße gegeangen sein, um für die Freiheit von Wissenschaft und Forschung  zu demonstrieren sowie deren Bedeutung als Grundlage  einer offenen und demokratischen Gesellschaft. In Deutschland marschierten Wissenschaftler und ihre Unterstützer in über 20 Städten, unter anderem auch in Frankfurt am Main.

NIEDLICH, NIEDLICH, DIE SPANIER: ÜBER “MOMENTITOS” UND “€URITOS”

19.08.2017

Sonntagmorgen in La Latina, Flohmarkt auf den Straßen, die Sonne brennt gnadenlos auf Billig-T-Shirts und Handtaschen.

In einer Bar am Straßenrand nehme ich meinen ersten Cortado, einen kleinen Milchkaffee, des Tages.

Eine Frau mit Brille und Strohhut kommt an den aus einer Vitrine in U-Form bestehenden Tapas-Tresen und bestellt eine
“cañita”, trinkt sie in einem Zug aus und geht wieder, während vier Männer ringsumher in ihren café con leche starren.
Da war sie wieder – die allgegenwärtige Verniedlichung. Eine caña ist ja schon ein sehr kleines Bier (ca. 0,2l), cañita demnach ein “kleines Bierchen”, was mir stark nach Verniedlichung von Alkoholismus klingt zu dieser Tageszeit.
Die Spanier verniedlichen aber abgesehen von solchen absichtsvollen Relativierungen gerne alle möglichen und unmöglichen Hauptwörter auf eben diese Weise auch ganz ohne Grund, wie mir scheint.
So wird aus einem “momento”, den sich ein Straßenverkäufer erbittet, ein “momentito”, aus der “copa” – einem großen (Wein-)Glas – im Restaurant im Wortlaut der Bedienung eine “copita”. Und in einer Bäckerei in Chueca flötet mir die Verkäuferin, als es ans Bezahlen geht, 6 “euritos” mit einer Betonung und Frequenz auf dem “i” ins Ohr, die eigentlich die Bäckerei-Vitrine zerspringen lassen müsste.

Diese “Rund”fahrt habe ich an den dreiwöchigen Sprachkurs in Alicante angehängt, um gleich im Alltag zu erproben, was die Grammatik-Tortur so gebracht hat. So habe ich ein wenig Andalusien an der Küste abgeklappert. Nun bin ich in der Hauptstadt angekommen, in die der Schnellzug ab Alicante in gut zwei Stunden brettert. Eine kleine Pension in La Latina ist meine erste Station.

SELBSTKASTEIUNG MIT SEMANA SANTA UND SUBJUNTIVO

Ich bin zurück in Alicante.
Voriges Jahr war ich schon einmal hier für einen Sprachkurs in Spanisch, Niveau A2. Das ist ein Level, auf dem schlimmere Komplikationen noch ausbleiben (für Kenner: namentlich “Subjuntivo” und Pronomenkram).

Allerdings reduzierte sich mein Kurs (aber nicht der Preis) von fünf Tagen auf vier, weil die Alicantinos am Karfreitag wie Sänften getragene Riesenaltare mit Marienfiguren oder Skulpturen des Gekreuzigten in endlosen Prozessionen durch ihre Stadt schleppen.

Sie machen das übrigens auch in den Tagen vorher und – sogar nachts – bis Ostermontag und das Ganze nennt sich “Semana Santa – heilige Woche”, aber am Karfreitag ist eben auch gesetzlicher Feiertag. das Ganze wirkt auf mich wie ein seltsamer Spuk, religiöse Prozessionen kenne ich ja nur aus meiner (begrenzt katholischen) Kindheit als Ministrant an Fronleichnam.

Das hatte aber eher etwas Fröhliches. Der Semana-Santa-Geist ist ziemlich bedrückend, voller inbrünstig zelebrierter Schuldgefühle, weil der fromme Teil der Spanier im Süden an mittelalterlicher Darstellung von Selbstkasteiung ihre helle Freude zu haben scheint.

Semana Santa in Alicante

Dazu gehören auch die von manchen Touristen als Cu-Clux-Clan-Mützen identifizierten Kopfbedeckungen.

Die aus der Semana Santa sind aber natürlich deutlich älter als der Cu-Clux-Clan, wirken aber genauso beängstigend. Dafür verteilen die Mützenträger, die sich so einst als Sünder zu erkennen gaben, heutzutage Bonbons an die Kinder – Kamelle, Kamelle, das hat ja wieder was von Karneval in Kölle und mir vertrauten Prozessionen. Was eher nicht an Kölle erinnert: Es ist es vollkommen gewollt, dass das Schleppen der Statuen mit Qualen verbunden ist.

20140814-133901.jpg

Ständig müssen die Transporteure ihre Last abstellen. Das wird zu allerlei Musizieren und rituellem Gemurmel genutzt, in Andalusien auch zu herzzerreißenden ekstatischen Gesängen an die Heilige Mutter oder wen die Figur auch immer darstellt (der Gekreuzigte in extrem blutiger Aufmachung ist auch eine beliebte Option).
Aber das war 2013, und nun ist 2014 und auch nicht März, sondern Ende Juli – und was passiert? Als ich ankomme, künden Plakate von neuen Prozessionen, diesmal unter dem Motto “Moros y cristianos”. Bei diesem in Südspanien verbreiteten Brauch – jedes Dorf macht seine eigene Prozession, denn mit einer einzigen ist es auch hier beileibe nicht getan – wird die islamische Herrschaft in Spanien dargestellt und die spätere Schlacht samt Niederwerfung durch die Truppen der christlichen Könige.

Co-Abhängigkeit und dysfunktionale Familie

Franziska Gygax schreibt auf ihrem Blog: “Co-Abhängigkeit abseits von stofflichen Süchten sei dadurch gekennzeichnet, dass “das eigene Ego von der Bestätigung durch andere abhängig ist”. Dies führt Gygax unter anderem auf Prägungen durch eine dysfunktionale Familie zurück. “Viele Kinder aus dysfunktionalen Familien fühlen sich falsch, schlecht, wertlos, nicht liebenswert, unwichtig und unzulänglich, weil sie in ihrem Leben nie etwas anderes als die eigene Familie kennengelernt haben”, so Gygax.

Eine Folge: “Das Ego ist der Überzeugung, dass Selbstachtung und Glück nur durch andere kommen.”  Die krampfhaft betriebene Suche nach Bestätigung und Anerkennung durch den Partner habe jedoch ihren Preis: “Wenn man sein Glück von anderen Menschen abhängig macht, sind der Schmerz und das Leid vorprogrammiert, und zwar für beide Partner”, so die Schweizerin.

Dem Zusammenhang zwischen dysfunktionalem Elternhaus und Co-Abhängigkeit nähert sich auch dieser Blog und spricht von dysfunktionaler Familienprägung, die es zu heile gelte. Ale eine Ursache wird emotionaler Missbrauch angeführt: “In dysfunktionalen Familien ist mindestens einer der Elternteile nicht fähig, sich emotional selbst zu regulieren, darum nutzen sie ihre Kinder, um sich zu stabilisieren. Die Kinder werden emotional missbraucht, da sie oft schon früh Funktionen in der Familie übernehmen, die der instabile oder beide Elternteile negierten oder einfach delegieren. […] Kinder solcher Eltern laufen oft bis ins Erwachsenenalter und darüber mit Schuldgefühlen und Scham durch die Welt. Sie haben nichts getan, aber sie waren dort. ”
In dysfunktionalen Familien sei ungesunde, gegenseitige Grenzüberschreitung gang und gäbe. Die persönlichen Grenzen der einzelnen Familienmitglieder würden nicht geachtet und respektiert. “Deins ist meins” sei oft auch ein Anzeichen für Grenzüberschreitungen. Dabei könnes es sich um Essen, Gegenstände oder sogar Menschen handeln. Auf die Bedürfnisse der Kinder, auf ihre Wünsche, wird in dysfunktionalen Familien nur oberflächlich, wenn überhaupt, Rücksicht genommen. Quelle siehe (hier).

Gygax ist laut Selbstbeschreibung diplomierte Einzel-, Paar- und Familienberaterin und sagt über ihre Geschichte: “Ich komme aus einer dysfunktionalen Familie. Depression, Abhängigkeit, Intellektualisierung und Zwanghaftigkeit haben einen grossen Teil meiner Kindheit geprägt.” Zur Quelle siehe (hier).

Eric Hegmann spricht von emotionaler Abhängigkeit siehe (hier), und schreibt in einem Beitrag über Bindungsstile als eine Erklärung – Quelle siehe (hier): “Verlustangst ist schmerzhaft. Oft ist sie ein Zeichen eines ängstlichen Bindungsverhaltens. Ein ängstlicher Bindungsstil wird meist in der frühen Kindheit geprägt. Er zeichnet sich beispielsweise durch die Überzeugung aus, Liebe erst verdienen zu müssen. Gleichzeitig herrscht der Gedanke vor, dass nur Liebe glücklich machen kann und dass in einer Beziehung zu leben, überhaupt erst das Leben lebenswert macht.


Die Mühe um die Liebe auf der einen Seite und die Abhängigkeit von Liebe und Anerkennung auf der anderen, quält die Betroffenen ununterbrochen. Sie fühlen sich immer, als würde ihnen etwas fehlen.


Manchmal geht das soweit, dass selbst wenn Sie von Ihrem Partner Zuneigung erfahren, diese nicht wertschätzen oder nicht glauben können. Deshalb hat emotionale Abhängigkeit viel mit Selbstwert zu tun. Je niedriger das Selbstwertgefühl, umso eher neigt man dazu, den Partner für das eigene Glück und die eigene Sicherheit in allen Lebenslagen verantwortlich zu
machen. Eine Person, die so wichtig erscheint, wird dann häufig manipuliert, es wird versucht, sie zu ändern und anzupassen und sie zu kontrollieren.

In Beziehungen befürchtet der emotional Abhängige, ohne den anderen hilflos zu sein. „Du bist alles, was ich habe“, ist leider kein Zeichen von Liebe, sondern ein Hilferuf. Der Partner soll eine Leere füllen, die man spürt, weil man mit sich selbst – und seiner Rolle im Leben – nicht im Reinen ist.

Dieses Leiden lässt sich nicht wegdiskutieren und auch nicht weglesen oder weggrübeln. Als erster Schritt ist jede Erkenntnis gut, doch die wenigsten Betroffenen werden alleine durch sie plötzlich „geheilt“. Das Loslassen von Verlustängsten ist meist ein Prozess, der nur mit externer Hilfe möglich ist.
Denn die Ursachen liegen in frühkindlichen Prägungen, in der eigenen Haltung gegenüber dem „Inneren Kind“ und möglichen schweren Verletzungen des Selbstwertgefühls. Zum “Inneren Kind” hat Stefanie Stahl im deutschsprachigen Raum einen Selbsthilfe-Bestseller geschrieben namens “Das Kind in dir muss Heimat finden: In drei Schritten zum starken Ich – das Arbeitsbuch” – siehe (hier).

Eine Psychotherapie oder beispielsweise gestalttherapeutische Gespräche können emotionale Abhängigkeiten lösen. Unverzichtbar ist, den Blick zuzulassen, dass man sich nicht nur besonders eng mit dem Partner verbunden fühlt, sondern dass man in einer Abhängigkeit lebt, die verhindert, dass man tatsächlich freibestimmt glücklich sein kann. Nur so werden Betroffene frei, sich für eine neue Beziehung zu öffnen – mit einem autonomen und reifen Partner, der sie ganz freiwillig unterstützt.

Ursache vobn Beziehungs- und Emotionssucht: Warum kann ich Langeweile nicht aushalten und habe panische Angst vor innerer Leere?

Tanja Grundmann erklärt es in ihrem Blog so: “Der Verstand, der bei solchen Fragen gerne sofort auf Gefahr und Survival umschaltet, erzählt dann die Geschichte von der Langeweile. Wie langweilig das Leben ohne den Suchtstoff, zum Beispiel Verliebtsein. Und dass alle Alternativen dazu ein kaltes, langweiliges und unerfülltes Leben bedeuten. Darf ich mich jetzt etwa nicht mehr verlieben? Und schon ist man im nächsten Gefühlskino von Anklage und Rechtfertigung, ohne diese Fragen und Antworten alle ausreichend auf ihre Richtigkeit überprüft zu haben. Da das Survivalsystem auch auf Schmerzvermeidung programmiert ist, gönnt man sich dann gerne ein bisschen Rechthaberei und Selbstgefälligkeit; ein bisschen Feindbild und Beschuldigung und schon fühlt man sich wieder etwas gestärkter. Und dann hören wir auf zu forschen und bleiben stehen. Dort irgendwo bleiben wir oft hängen; lange vor der Beantwortung der Frage, die ich in diesem Artikel stelle. Was ist der Kern, der Grund aller Süchte?

Bei der Langeweile waren wir schon nah dran. Es ist die Angst vor Leere. Wir haben eine übernommene, unfassbare Angst vor dem Gefühl der Leere.

Wir sind ständig damit beschäftigt, sie zu füllen. Wir stopfen uns voll mit allem Möglichen und wenden uns ab vom Eigentlichen.

Unser Survivalmind interpretiert die Leere als Langeweile und Leblosigkeit; als Absage an Vitalität und Freude. Und das wiederum bedeutet in unseren Denkkonventionen den sicheren Tod und zwar physisch, spirituell, emotional, mental und psychisch. Guess what? Nichts davon stimmt.
Das Programm läuft automatisiert und viele Jahre völlig unbewusst. Grundmann fragt: “Was aber, wenn wir uns darüber hinwegsetzen müssen, weil wir guten Leidensdruck und Reifungsdruck erleben, den auszuhalten sich lohnt?”

Man kann sehr wohl Alkohol trinken, ausgehen, Dinge tun, einen Film anschauen, sich verlieben oder nachdenken. Aber ob es abhängiges Verhalten ist, zeigt sich daran, ob man es in einem gewissen Zwang tut, oder ob man die Freiheit hat, darüber zu bestimmen. Es zeigt sich daran, ob man wirklich eine Wahl hat, ob man umentscheiden könnte. Viele Menschen erfüllen ihre Träume nicht, weil sie aus diesen „Gewohnheiten“ nicht herauskönnen; weil sie offenbar nicht die Wahl haben, Verhaltensweisen einzustellen oder zu ändern. Man muss sich die Frage stellen: ist es eine Gewohnheit, oder ist es schon abhängiges Verhalten?
Wen es nie aus seiner Sicherheitszone – andere nennen das Komfortzone – herausdrängt, weil er seinen Träumen nachjagen und seine Talente zum Ausdruck bringen will, der entdeckt oft erst dann, dass seine „Gewohnheiten“ eher Zwängen gleichen, wenn er in späteren Jahren unter gesundheitlichen Problemen, dauerhaften Beziehungspleiten oder finanziellen Herausforderungen leidet. Wenn es Sucht war, dann fliegt es einem früher oder später um die Ohren. Ich nenne es an dieser Stelle lieber abhängiges Verhalten. Dann ist es deutlicher.

Jeder Gedanke produziert, von den meisten Menschen unbemerkt, ein Gefühl und jedes Gefühl färbt die nächsten Gedanken. So findet in uns ein konstanter Dialog zwischen Denken und Fühlen statt. Solange das im Unbewussten bleibt, bewegen wir uns innerhalb unserer autonomen Programme. Wir drehen die gleichen Runden, wundern uns, warum wir Dinge nicht einfach ändern können und kommen nicht von unseren alten, bekannten Wiederholungen weg.

Unser Survivalsystem schützt uns davor, abseits der engen, aber bewährten Spur zu geraten. Unser Survivalsystem produziert nichts, was nicht in unserem Sinne ist. Es schützt uns vor realen Gefahren, und hat uns zudem als kleine Menschen in Familien, Umfelder und Kulturen eingepasst. So konnten manche von uns anstrengende Eltern und dysfunktionale Familien überleben.

Quelle siehe hier.

Die vier Bindungstypen werden so kategorisiert, Quelle siehe hier

  • Bindungstyp A: Unsicher-vermeidende Bindung
  • Bindungstyp B: Sichere Bindung
  • Bindungstyp C: Unsicher-ambivalente Bindung
  • Bindungstyp D: Unsicher-desorganisierte Bindung


Bindungstyp A: Unsicher vermeidende Bindung
Erfahrung, dass die Bezugsperson generell unzuverlässig ist und nicht auf die Bedürfnisse der Kinder eingeht. Deshalb „passen dieKinder auf sich selbst auf“. Nicht selten geht das mit einem negativen Selbstbild einher, da die eigenen Gefühle als unwichtig verinnerlicht werden.



https://beziehung-in-balance.de/emotions-und-beziehungssucht/


https://overcast.fm/+eM8IOqx4s

Ich will raus – Co-Abhängigkeit als Sucht https://m.bachelor-master-publishing.de/document/297482



SPANIEN: GROBHEIT IM SUPERMARKT GEHT GAR NICHT

28.08.2016

Beim Reisen lernt man ja oft mehr über sich selbst als einem lieb ist. Wenn sich Harald Martenstein in Berlin schon freut, morgens bei der Fahrt zur Arbeit auf dem Rad nur zweimal als Arschloch beschimpft zu werden, könnte der Kontrast zum Leben in Spanien kaum größer sein.
Als Deutscher, der in dieser Hinsicht auch einiges an Boshaftigkeiten gewohnt ist (und sicher auch selbst seinen Teil dazu beiträgt), finde ich die hohe spanische Toleranz gegenüber langsameren Mitmenschen, ob im Auto, auf dem Rad oder im Supermarkt, bemerkenswert. Man ist in diesen Dingen demonstrativ entspannt.
Pöbelei und grobes Foulspiel speziell beim nervtötenden Warten in größeren Menschenmengen habe ich in Spanien nie erlebt. In Deutschland gehören diese Phänomene beim Einkaufen oder am Bahnhof ja fast irgendwie dazu. Dass sich Kunden in Geschäften, Bars oder bei der Bahn lautstark beschweren oder gar unverschämt werden, ist in Spanien schwer zu finden. Mitmenschen die eigene schlechte Laune – “mala leche” – spüren zu lassen, ist verpönt. Der kontrast zu Deutschland scheint hier deutlich – das ist aber nur ein Baustein für die manchmal etwas angespannte Atmosphäre im Umgang “auf der Straße” und im Alltagsleben dahoim. Die umstände führen bei mir jedenfalls zu oft zu ungesundem Spannungsaufbau.
Meine längst zur Gewohnheit gewordene Anspannung im deutschen Alltag wurde mir in Spanien zum Beispiel sehr bewusst, als ich ein Straßenfest in Madrid besuchte, hier ein Foto der Feiern im Viertel “La Latina” zu Ehren der “La Virgen de la Paloma”, 16.08.2014.

Fotosp

Zugegebenermaßen bin ich in Menschenmengen meistens emotional überfordert oder übersensibel, halte die Ellbogen im Anschlag in einer Art permanenter innerer Verteidigungshaltung – sehr unentspannt das alles – und vermutlich auch stark lebensverkürzend.
Am Essensstand beim Straßenfest war dann allerdings auch niemand, der sich mehr oder weniger elegant vor mich schob, wie es in Deutschland immer passiert. Und als das einmal im Bahnrestaurant und einmal in einem Zeitschriftenladen passierte, achteten die Verkäufer peinlich darauf, die richtige Reihenfolge einzuhalten, obwohl sich seitwärts der Schlange jemand vorbei gedrängelt hatte und mit Blicken und Gesten auf sich aufmerksam machte. In Deutschland führt das meistens zum Erfolg. Vielleicht waren es Zufälle, ich glaube eher nicht.
Diese Grobheit, bewusst zu drängeln, scheint mir in Deutschland sozial eher akzeptabel und von vielen mehr als eine Art von cleverer Durchetzungsfähigkeit betrachtet zu werden – ebenso wie eben das Drängeln auf Autobahnen und Radwegen eben, wie es Martenstein so gut beschreibt.

WIE? WO? WER? UND IMPRESSUM.

Geboren 1976, stürzte ich mich so früh wie möglich in die journalistische Praxis bei unserer Lokalzeitung vor Ort. Viel später studierte ich noch Medienwirtschaft.
Viel wichtiger für mich: 2006 schloss ich mein Volontariat in der Redaktion der Kreiszeitung in Böblingen bei Stuttgart ab.
Seither habe ich stets versucht, mich als beobachtender Schreiber, schreibender Filmer, vor allem aber als Erzähler weiterzuentwickeln.
Meine Leidenschaft gilt der Sprache und Sprachen, dem Print- wie dem Online-Journalismus, der Fotografie, dem Filmen und Schreiben. Wenn sich Journalismus im digitalen Zeitalter und Produktion vereinen, entsteht Video- und Multimediajournalismus, besser gekonnt als gewollt.
Heute navigiere ich durch eine immer höher steigende Informationsflut und ärgere mich über Zeitungen und Zeitschriften, die vom scharfkantigen Briefkastendeckel zerfetzt werden (oder von der Nachbarin geklaut werden). Im Bewusstsein, dass sich etwas ändern wird im Journalismus – oder mit meinem Briefkasten.
Ich freue mich auf viele neue Begegnungen und Projekte, melden Sie sich gerne bei mir:
Telefon +49 (0) 176/30157961

Frank Wewoda

Malmsheimer Weg 24

71120 Grafenau